Der Hammertag auf Lanzarote // Venetflieger
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Der Hammertag auf Lanzarote  


Ein kleiner Bericht über den 25.11.2006 an der Westküste von Lanzarote - der Hammertag








Hallo Freunde,

endlich habe ich die Zeit über meinen Urlaub mit den Kollegen vom DFC Hohe Munde auf Lanzarote zu berichten. Der Urlaub war der perfekte Ausklang einer für mich eher durchwachsenen Flugsaison 2006. Durchwachsen deshalb, weil ich beruflich arg eingespannt war und den Kollegen meistens vom Büro aus beim Fliegen zusehen musste. Da bot Lanzarote die perfekte Gelegenheit, noch ein paar Flugstunden anzuhängen.

Lanzarote ist als Fluggebiet für Drachenflieger anspruchsvoll (auch wenn man dort immer wieder Flugschulen mit reinen Anfängern beobachten kann). Für Gleitschirmflieger ist Lanzarote nur bedingt geeignet, weil meistens der Wind zu stark ist. Windgeschwindigkeiten von 40 - 60 km/h sind fast normal, da ist auch der Start mit dem Drachen oft "rustikal". Störend sind die heftigen Bodenturbulenzen, die schon manche "Kiste" vor dem eigentlichen Flug geschrottet haben. Hier gilt: sobald der Drachen steht unbedingt beim Gerät bleiben und nach Möglichkeit sofort zum Starten gehen - kurzum, die Zeit am Boden möglichst gering halten.
Es gibt für fast alle Windrichtungen geeignete Startplätze, die Entscheidung wohin man zum fliegen geht fällt am Morgen nach einem Blick in den Himmel und ins Internet.
Die Landeplätze sind von klein bis riesig;  auf fast allen bläst`s auch beim Landen noch recht kräftig sodass man ohne eine gute Landeeinteilung meist irgendwo in der Botanik (meist von kleinen Steinmauern durchzogene, mit Kakteen und messerscharfen Steinen gespickte Pampa) steht - oder besser einschlägt.

Das Highlight dieser Flugwoche war mit Abstand der Flug an der Westküste bei Famara. Der Hammertag begann nicht besonders, es nieselte leicht, aber der Wind kam aus der richtigen Richtung. Nach einem gemütlichen Frühstück begaben wir uns nach Teguise, um die Wind- und Wettersituation am Startplatz zu testen. Als wir dort ankamen - Nieselregen und 2 Lieblingsnachbarn, die schon seit Stunden im Auto das Wetter beobachteten - also auf einen Kaffee ins nächste Gasthaus und abwarten. Gegen Mittag war der Regen weg und es begann Westen her besser zu werden. Also alle Mann auf den Startplatz und aufbauen.

Mike Raich / dsc00180_web0 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenEin Blick auf die Küste Richtung Norden zeigte, dass die Wolkenbasis noch auf der Steilküste auflag. War aber noch keine großes Problem, da vor der Küste noch zwei kleine Talquerungen zu fliegen sind und man schon etwas Zeit braucht, um an den eigentlichen Anfang der Westküste zu kommen.

Die Startbedingungen waren perfekt, schacher (25-30 km/h) Wind aus Nordwest, nicht ganz die perfekte Windrichtung - aber jedenfalls einen Versuch wert.

Die 2 "kleinen" Talquerungen wären für mich fast das Ende gewesen. Etwas übermotiviert wollte ich so schnell wie möglich an den Anfang der Steilküste, um ja keine Minute zu vergeuden. Dieses etwas unüberlegte Fliegen zwang mich nach 20 Minuten fast auf den Landeplatz. Nach bangen Minuten fand ich dann doch den rettenden Aufwind, der mich schlussendlich - jetzt mit geänderter, vorsichtigerer Strategie - an den Beginn der eigentlichen Steilküste brachte. Dort traf ich auch alle meine Kollegen wieder, die alle vor einer großen Dunstwolke auf deren Auflösung warteten.

Beim Hinfliegen ("die Letzten werden die Ersten sein...") erwischte ich einen kurzen Blick hinter die dicke Woke und sah, dass es dahinter blau war. Mike Raich / cimg0088_web / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Ich entschloss mich also, die Woke zu unterfliegen und zu hoffen, dass ich mich nicht verschaut hatte. Also VG voll durchspannen und mit Vollgas unten durch. Vollgas deshalb, weil es entlang der Küste mit ca. 1,5 m/s konstant aufwärts ging und ich nicht in die Woke geraten wollte. Schon unter der Woke konnte ich erkennen, dass ich mich nicht getäuscht hatte und wurde nach kurzer Zeit mit einem atemberaubenden Blick auf die Westküste belohnt. Ab diesem Zeitpunkt war mir klar, dass dies der Hammertag unserer Flugwoche ist.

Mit fortschreitender Stunde wurden die Bedingungen immer besser, der Wind frischte noch etwas auf und es setzte entlang der ganzen Küste Thermik ein. Die Basis lag bald bei ungefähr 1.300m, was für Inselverhältnisse ein Wahnsinn ist.

Mike Raich / cimg0100_web / Zum Vergrößern auf das Bild klickenSo kann man auch etwas für uns Bergfexen sehr ungewöhliches tun, und auf die Nachbarinsel La Graciosa fliegen. Mik Raich / cimg0074_web0 / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Das Problem an der Sache ist, dass man direkt gegen den Wind Richtung Insel muss und dabei der Gleitwinkel beängstigend schrumpft. So habe ich mich mehr als einmal umgedreht um zu sehen, wie weit die Küste schon hinter mir liegt und wie hoch ich noch bin. Da dies mein erster Ausflug zur Nachbarinsel war, habe ich beschlossen es kurz vor dem Hafen gut sein zu lassen und bin wieder umgekehrt. Einige Kollegen waren da wesentlich frecher und haben mitten über dem großen Vulkan der Insel wieder aufgedreht.
So mühsam der Hinflug war, so entspannt war der Rückflug. Mit Rückenwind und 3/4 Gas war ich schon nach wenigen Minuten wieder an der Küste wo es wieder zuverlässig aufwärts ging.
Es ist ein ganz komisches Gefühl, wenn man unter sich nur den Atlantik hat...

So verbrachte ich einige Stunden damit, immer wieder die ganze Küste entlangzufliegen und konnte ausgiebig meinem Zweithobby, dem Fotografieren, fröhnen. Dabei sind einige tolle Aufnahmen entstanden, die ihr euch hier anschauen könnt.

Nach knapp 4 Stunden reuelosen Fliegens entlang der Küste war ich schon ziemlich müde und durstig. Die Aussicht auf ein kühles Bierchen am Landeplatz zwang mich schlussendlich auf den Boden, wo der Hammertag im Kreise der Kollegen, bei einigen Gerstensaftln beschaulich ausklang.

Euer Mike

Hier noch ein paar Appetizer

Mike Raich / westkueste_web




































Die Westküste Richtung Süden

Mike Raich / die_nordspitze_von_lanzarote_web




































Das nördlichste Ende von Lanzarote
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